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Pressestimmen

Wo die Erdinger in die Wanne stiegen

Erstellt: 03.09.2022, 14:00 Uhr

Fünf Wannen- und fünf Brausekabinen gab es im Erdinger Volksbad. Es war in der
Wohnanlage am Alten Holzgarten bis 1972 in Betrieb. Ein Blick zurück.

Von Gerda Gebel

Erding – Ihr 100-jähriges Bestehen hat die Baugenossenschaft Erding vor kurzem gefeiert.

Ihr erstes großes Projekt war die Wohnanlage am Alten Holzgarten. In die Siedlung war ein Volksbad integriert, in dem beinahe 50 Jahre lang unzählige Erdinger ihr wöchentliches Bad nahmen. Gemeinsam mit Zeitzeugen blicken wir darauf zurück.
Die Wohnanlage gilt bis heute als Keimzelle der Erdinger Baugenossenschaft. Ein Relief des Münchner Bildhauers Hans Faulhaber erinnert an die erste Bautätigkeit.

Bezugsfertig wurden die ersten Häuser im Jahr 1923, wegen der damals herrschenden Hyperinflation kostete die erste Miete stolze 200 Millionen Reichsmark. Wie damals üblich, hatten die Wohnungen keine eigenen Bäder, deshalb baute die Baugenossenschaft im Jahr 1925 ein Warmwasserbad im Haus Nummer 6 ein. Da der Bau mit einem unverzinslichen Darlehen der Stadt finanziert wurde, sollte „das neue Bad der gesamten Einwohnerschaft zur Benutzung freistehen“, wie es in der Chronik der Baugenossenschaft heißt.

Im Erdgeschoss des Hauses Nr. 6 wohnte damals die früh verwitwete Katharina Heimberger mit ihren vier Töchtern. Sie war in der Wohnanlage als Hausmeisterin angestellt und betreute auch das Volksbad. In der Wohnung darüber lebte später ihre Tochter Katharina Haunstetter mit Ehemann Karl sowie den Kindern Henriette und Karl-Heinz.

Henriette Fritsche, heute 85 Jahre alt, kann sich noch gut an den Betrieb im Volksbad erinnern. Das Bad selbst lag im Kellergeschoss des Hauses. Ein Stockwerk darunter befand sich der Kesselraum mit dem großen Heizkessel und Wasserboiler.
Beheizt wurde das Badewasser mit Koks. Da habe die Oma laufend die Schlacken mit dem Eimer die Treppen hinaufschleppen müssen, erinnert sich Henriette Fritsche.

Geöffnet war die Badeanstalt mit vier Wannen- und fünf Brausekabinen freitags von 13 bis 23 Uhr und samstags von 8 bis 23 Uhr. In dieser Zeit besuchten weit über 100 Bürger das Volksbad, streng getrennt nach Männern und Frauen. Laut Chronik wurden für ein Wannenbad 50 Pfennig veranschlagt, für ein Brausebad waren 25 Pfennig fällig. Die Gebühr kassierte Fritsches Oma gegen eine Quittung in bar. „Manchmal hat sie dazu noch ein kleines Trinkgeld bekommen“, weiß die Enkelin noch genau.
Weitere Einnahmequelle war der Verkauf von Shampoo in Pulverform – „Schwarzkopf Elida blond oder dunkel“ – sowie Brausetabletten mit Fichtennadelduft als Badezusatz. Das Highlight für die kleine Henriette war der Sonntag, wenn noch warmes Wasser im Boiler übrig war und sie ein Gratisbad nehmen durfte – mit einer halben Brausetablette. Die haben immer orange gesprudelt in der Wanne, erzählt Henriette Fritsche.

Die badewilligen Kunden konnten in einem kleinen Aufenthaltsraum warten, bis sie an der Reihe waren, dort lagen auch Lesezirkel-Illustrierte zur Unterhaltung aus.

„Das war auch spannend für uns Kinder“, erzählt Henriette Fritsche. Sie hielt sich gerne bei der Oma im Bad auf, wo es kuschelig warm war.

Ihre Oma sei eine herzensgute Frau gewesen, doch sie konnte auch energisch werden. Wer die erlaubte Badezeit von einer halben Stunde überzog, dem machte sie mit einem kräftigen Klopfen an der Badtür und dem Spruch „Jetzt wird’s aber Zeit“ Beine. Zwischen den einzelnen Kunden reinigte die Oma die Wanne mit Scheuerpulver und wischte den Boden. Am Samstagabend kam die gründliche Putzaktion.

Dass auch der Zeitungsausträger, genannt Lesezirkel-Sepp, Stammkunde im Volksbad war, kann Hermann Kraus, Seniorchef des gleichnamigen Erdinger Modehauses am Eck, berichten. Er ist seit Jugendzeiten mit dem Bruder von Henriette, Karl-Heinz Haunstetter, befreundet, der seit langem in Fürth lebt. „Ich habe zwar selbst nie im Volksbad gebadet, habe es mir aber aus Neugier von meinem Freund zeigen lassen“, erklärt Kraus.

Auch Walter Rauscher (76) erinnert sich noch gut an die wöchentlichen Besuche im Volksbad mit der ganzen Familie. „Samstag war bei uns Badetag. Fließendes, warmes Wasser aus dem Wasserhahn war damals noch etwas Besonderes.“ Daheim habe man das Wasser aus dem Brunnen erst mühsam erhitzen müssen, so Rauscher.

Für die Kinder sei die Wohnanlage am Alten Holzgarten damals ein Paradies gewesen, sagt Henriette Fritsche und berichtet vom stundenlangen Spielen im Freien. Kein Auto störte damals die Idylle, und sogar ein eigener Kolonialwarenladen lag gleich daneben. „Das war eine Filiale von Familie Eger, die an der Landshuter Straße das Hauptgeschäft hatte, später war in dem Eckhaus das Fotogeschäft Käser untergebracht“, erinnert sich die Erdingerin.

Bis zum Alter von 75 Jahren lag die Betreuung des Volksbades in den Händen von Katharina Heimberger, danach ging die Hausmeisterei auf ihre Tochter Katharina und deren Mann Karl über. Karl Haunstetter, der im Fliegerhorst beschäftigt war, übernahm auch fällige Reparaturen und baute zusammen mit seinem Sohn Karl-Heinz im Warteraum Klappsitze ein.
Unvergessen für Karl-Heinz Haunstetter sind bis heute die Wassereinbrüche bei starkem Regen. „Da gingen die Gullys über und der Kesselraum war total überflutet. Die Feuerwehr musste kommen und alles auspumpen“, erzählt der 79-Jährige im Gespräch mit seiner Schwester.

Mit der zunehmenden Modernisierung der Wohnungen verfügten immer mehr Erdinger über ein eigenes Badezimmer, deshalb ließen auch die Besucherzahlen im Volksbad nach. Geschlossen wurde diese für Erding so wichtige Einrichtung aber erst im Jahr 1972, also vor 50 Jahren. Bis heute weckt sie noch so manche Erinnerung bei den Badekunden.

03.09.22, Merkur: Wo die Erdinger in die Wanne stiegen

30.06.2022, Merkur: 100 Jahre und kein bisschen aus der Mode

Baugenossenschaft Erding feiert Jubiläum in einer Zeit explodierender Immobilienpreise

100 Jahre und kein bisschen aus der Mode

Erstellt: 30.06.2022, 23:13 Uhr

Es kommt nicht oft vor, dass eine Institution heute genau die gleichen Aufgaben hat wie vor hundert Jahren. Die Baugenossenschaft Erding ist dafür ein Beispiel.

Von Hans Moritz

Erding - Als die Baugenossenschaft (BG) Erding vor 100 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, sollte das ein Beitrag sein, nach dem Ersten Weltkrieg die notleidende Bevölkerung zu unterstützen – mit bezahlbarem Wohnraum. An dieser Aufgabe und Notwendigkeit hat sich bis heute nichts geändert. So stand die Jubiläumsfeier am Mittwoch in der Stadthalle ganz im Zeichen des überhitzten Wohnungsmarktes.
Landrat Martin Bayerstorfer sprach von einem „sehr vitalen Jubilar“, der eine „wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe übernimmt, nämlich Bau und Betrieb von Sozialwohnungen“. Im Landkreis würden so viele Wohneinheiten fertiggestellt wie
in keinem anderen Landkreis in der Region München – nämlich sieben auf 1000 Einwohner. „Und trotzdem ist es schwierig, den Bedarf zu decken.“ Bayerstorfer erinnerte daran, „dass Wohnen ein Grundrecht darstellt – nach heutigen Standards“. Ausdrücklich begrüßte er das Engagement der BG, weiteren Wohnraum zu schaffen. Dabei sei, so Bayerstorfer weiter, die Stadt ein wichtiger Partner, gerade bei der Bereitstellung von Grundstücken.

OB Max Gotz lobte die BG als „eine in der Bevölkerung fest verwurzelte Institution“. Zwischen ihr und der Stadt herrsche ein Grundvertrauen. „Die Geschäftsidee ist heute so aktuell wie vor 100 Jahren, die BG ist absolut auf der Höhe der Zeit.“ Gotz sagte, die Rahmenbedingungen beim Wohnungsbau seien aktuell schwierig, „aber wer, wenn nicht wir, können es schaffen?“ Und er sicherte zu: „Die Stadt wird für bezahlbaren Wohnraum weiter Flächen zur Verfügung stellen.“

Gotz hatte die Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der BG gelesen und zog eine Parallele zu heute: „schnörkellos und effizient“.
Stefan Roth vom Verband der Bayerischen Wohnungsunternehmen blickte nicht ganz so weit in die Geschichte zurück – in die Nuller-Jahre. „Die Privatisierung Tausender Wohnungen, darunter viele Sozialwohnungen, war ein fataler Fehler.“
Umso wichtiger sei, „dass die BG Erding eine feste Burg bleibt“.

Geehrt wurden zwei BG-Urgesteine: Eva Kolenda, die dem Aufsichtsrat 27 Jahre lang angehört hatte, davon 15 als Vorsitzende, sowie Herbert Lindmayer, der seit 40 Jahren Mitglied ist und im Hintergrund die BG über Jahre am Laufen gehalten hatte.

Zum Abschluss der Feierstunde gab es ein humorvolles Derblecken. Den Text hatte Narrhalla-Ehrenpräsident Hanno Stanzl-Deffner verfasst, vorgetragen wurde er von Gerhard Vogt aus der Kuppel des – nachgebauten – Turms des
Frauenkircherls. Er erinnerte an den Gründer der BG, Stadtbaumeister Schmid. Das müsse wohl so freudlos gewesen sein, dass er sieben Jahre später die Faschingsgesellschaft Narrhalla aus der Taufe gehoben habe. Vogt vermutete, dass Walter Schachtner noch Erinnerung an die Gründung haben könnte.

Aufsichtsratschef Peter Helmprecht bat er, künftig keine verstorbenen Mitglieder mehr einzuladen. Die BG habe elf Bürgermeister, acht Päpste, 83 Löwen-Trainer, sechs Löwen-Abstiege, aber auch 32 Meisterschaften des FC Bayern erlebt.
Verwundert zeigte sich Vogt, warum sich die BG überall in Erding schon engagiert habe, nur nicht in Langengeisling. Das könne nur Zufall sein. Allerdings habe die BG auch noch nie einen Tunnel bauen müssen, unkte er.

Vor dem Festakt hatte die Mitgliederversammlung stattgefunden – mit einer kleinen Überraschung. Denn drei Aufsichtsräte mussten neu gewählt werden. Doch die BG-Mitglieder nahmen nur zwei Personalvorschläge als Nachfolger von Lolita Liening (Rücktritt) und Walter Schachtner (Altersgrenze) an. Während Thomas Kronseder bestätigt wurde und Michael Utschneider erstmals dem Gremium angehörte, ließ die Versammlung den vorgeschlagenen Knut Schmidt durchfallen – und wählte Clarissa Dums, eine junge Juristin. Prompt war von einem Generationswechsel in der BG die Rede.
Die Vorstände Paul Reill und Karsten Vieth berichteten, dass der Kurs der Sanierung und Umstrukturierung fortgesetzt werde – weniger Fremdverwaltung, mehr eigene Kräfte für den Unterhalt, Blick auf neue Projekte – fortgesetzt werde.

Der BG-Bestand umfasst ihren Worten zufolge derzeit 58 Mehrfamilienhäuser mit 384 Wohnungen, 191 Garagen/Stellplätze und 19 sonstige Einheiten. 54 Wohnungen seien preisgebunden (Sozialwohnungen). Die Durchschnittsmiete liege bei 7,57 Euro/kalt und damit am unteren Rand. Weiter teilte der Vorstand mit, dass man die Instandhaltung intensiviert habe – von 490 000 auf 730 000 Euro. Das jüngste Projekt, das Mehrfamilienhaus im Thermengarten, wurde Ende 2021 fertiggestellt.

Ehrung für zwei Urgesteine der Baugenossenschadt: Herbert Lindmayer und Eva Kolenda (vorn) mit (v. l.): OB Max Gotz, Aufsichtsratschef Peter Helmprecht, Stefan Roth vom Landesverband und Landrat Martin Bayerstorfer.
© Hans Moritz
30.06.22, Merkur: 100 Jahre und kein bisschen aus der Mode

29.04.2022, Erdinger Anzeiger: Für die "minderbemittelte Bevölkerung"

15.01.2022, Merkur: Erding Baugenossenschaft stellt im Jubiläumsjahr im Thermengarten zwei Wohnanlagen fertig

Baugenossenschaft Erding

16 Tropfen auf den heißen Stein

Erstellt: 15.01.2022, 15:00 Uhr

Der überhitzte Erdinger Wohnungsmarkt ist um 16 Einheiten reicher. Im 100. Jahr ihres Bestehens hat die Baugenossenschaft (BG) Erding eine zweiflügelige Wohnanlage im Baugebiet südlicher Thermengarten fertiggestellt.

Von Hans Moritz

Erding - Es handelt sich um teil-geförderten Wohnungsbau für Mieter mit schmalerem Geldbeutel. Die BG will ihr Engagement in der Stadt verstärken.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr – die BG war 1922 gegründet worden – stellt die Genossenschaft wieder neuen Wohnraum zur Verfügung, den ersten nach 16 Jahren, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Peter Helmprecht am Freitag bei einer kleinen Feierstunde. Entstanden sind acht Zwei-Zimmer-Apartments mit je 52 Quadratmetern, sechs Drei-Zimmer-Wohnungen mit je 75 Quadratmetern sowie zwei Vier-Zimmer-Wohnungen für Familien mit Kindern mit je 104 Quadratmetern. Im Untergeschoss gibt es eine Tiefgarage mit 25 Stellplätzen. Vier verfügen über Wallboxen zum Laden von Elektroautos.

Die neuen Wohnungen an der Edeltraud-Huber-Straße sind dem freien Markt entzogen. BG-Vorstand Paul Reill erklärte, dass die Mietobergrenze bei zwölf Euro pro Quadratmeter liege. Der konkrete Mietzins orientiere sich am Einkommen der Bewohner – und geht laut Reill bis auf sechs Euro/kalt herunter. Im Schnitt werde er zwischen 6,50 und 8,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Die Wohnungen würden zugeteilt, die Stadt habe für einen Teil ein Belegungsrecht.

Alle Wohnungen sind in Nord-Süd-Ausrichtung konzipiert. Architekt Markus Heilmaier erklärte, dass so das Sonnenlicht am besten genutzt werde. Alle Südbalkone seien überdacht „und stellen damit eine Wohnraumerweiterung dar“. Auf den Dächern befinden sich zwei Photovoltaikanlagen, im Inneren habe man sich für eine Luft-Wärmepumpe entschieden. In jeder Wohnung sei eine Lüftungsanlage installiert.

Weiter erklärte Heilmaier, dass ursprünglich zwei getrennte Baukörper geplant gewesen seien. „Realisiert haben wir dann aber einen gläsernen Verbindungsbau.“ An der Fassade sind die senkrechten Lärchenholzbalken charakteristisch, die zugleich einen Wind- und Sichtschutz darstellen. Laut BG-Vorstand Karsten Vieth sind einige Einheiten bereits vergeben, aber noch nicht alle.

Helmprecht dankte der Stadt für die Zusammenarbeit. „Wenn sie uns nicht das Grundstück zur Verfügung gestellt hätte, hätten wir nicht bauen können.“ OB Max Gotz berichtete dazu, dass man sich frühzeitig auf einen Baugrundpreis von 300 Euro pro Quadratmeter geeinigt habe. Der BG gelang es daraufhin, einen Baukostenquadratmeterpreis von 3000 Euro zu erzielen. Insgesamt kostet das Objekt laut Vieth rund sechs Millionen Euro.

Helmprecht kündigte an, „dass wir uns in den kommenden Jahren wieder verstärkt auf den Wohnungsbau konzentrieren werden. Wir haben einiges in der Röhre“. So könne man sich vorstellen, sich auf dem Fliegerhorstgelände zu engagieren.

Gotz lobte das Engagement der BG, aber auch der in der Nachbarschaft tätigen Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises. Beide seien wichtige Partner. Bund und Land hielt Gotz überbordende Bürokratie vor, die Bauen erschwere und verteure. Aber auch die Gemeinden müssten umdenken: „Wir müssen höher bauen. Eine andere Antwort auf die Wohnraumproblematik gibt es nicht.“

Auch Vize-Landrat Franz Hofstetter freute sich über den neuen Wohnraum. Es sei wichtig, Angebote für Familien und Senioren zu schaffen. Die Anlage im Thermengarten ist barrierefrei. Auch er richtete den Blick in die Nachbarschaft – dort errichtet die Oberbayerische Heimstätte eine große Anlage. Insgesamt besitzt das Unternehmen des Bezirks allein in der Herzogstadt rund 1000 Wohnungen, vor allem in Klettham-Nord. „Das macht mich stolz“, sagte Hofstetter.

Bald voll bebaut ist das südwestliche Areal der Siedlung Thermengarten-Süd. Der Pfeil markiert das Projekt der Baugenossenschaft Erding. Darunter ist ein Einheimischenmodell zu sehen, oben und rechts die Sozialwohnungen der Landkreis-Wohnungsbaugesellschaft, links frei verkaufte Bauplätze. In der Mitte ist gerade die Oberbayerische Heimstätte aktiv. © Hans Seeholzer

15.01.2022, Merkur: Zwei neue Wohnanlagen im Themenpark (2 MB, PDF)

14.01.2022, ED-live: Baugenossenschaft Erding, Neue Wohnungen für Erdinger Baugenossenschaftsmitglieder

Baugenossenschaft Erding

Baugenossenschaft Erding: Neue Wohnungen für Erdinger Baugenossenschaftsmitglieder

14. Januar 2022

2 Häuser mit insgesamt 16 neuen Wohnungen übergaben der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Helmprecht und die Vorstände Paul Reill und Karsten Vieth, der Baugenossenschaft Erding, in Anwesenheit des stv. Landrats Franz Hofstetter und des Oberbürgermeisters Max Gotz an die künftigen Mieter.

Sie beziehen modernste Wohnungen nach neuestem Standard. Das Gebäude ist der erste Neubau der Baugenossenschaft seit 16 Jahren. „Ich freue mich sehr, dass unsere Baugenossenschaft endlich wieder ihrer Aufgabe nachgekommen ist, sichere und bezahlbare Wohnungen für ihre Mitglieder zu bauen“, sagte Helmprecht.

Das aus zwei Baukörpern bestehende und durch einen transparenten Verbindungsbau verbundene Gebäude in der Edeltraud-Huber-Straße fällt gleich durch charakteristischen senkrechten Lärchenholzbalken ins Auge. Sie dienen dem Wind- und Sichtschutz der künftigen Bewohner. Entworfen hat das Gebäude die Erdinger Planungsgruppe Heilmeier, gebaut wurde durchweg mit regionalen Baufirmen. Das Gebäude ist ein Niedrigenergiehaus. Es enthält unter anderem ein spezielles Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Die Mieter dürfte es freuen, denn dies hält die Energiekosten niedrig.

Entstanden sind Wohnungen für Paare und Familien: Acht Zweizimmerwohnungen mit 52 Quadratmetern, sechs Dreizimmerwohnungen mit 75 Quadratmetern sowie zwei Vierzimmerwohnungen mit 104 Quadratmetern. Alle sind mit großzügigen Balkonen ausgestattet, im Innenausbau wurde im Wesentlichen mit natürlichen Materialien gearbeitet.

Im Untergeschoss befindet sich eine Tiefgarage mit 25 Stellplätzen. Der Clou: 4 der Stellplätze werden aktuell mit sogenannten Wallboxen ausgestattet, mit denen sich Elektrofahrzeuge laden lassen. Bei Bedarf können noch mehr Plätze mit Ladestationen ausgerüstet werden. Auf dem Dach hingegen befindet sich eine Photovoltaikanlage mit 22 KVA Leistungsstärke.

Trotzt der hochwertigen Ausstattung sind die Mieten durch die einkommensorientierte Förderung der Stadt Erding (EOF) sehr günstig. So zahlen Mieter je nach Einkommen zwischen 6,00 und 8,00 Euro pro Quadratmeter. Der Vorstand Reill dankte der Stadt und dem Landkreis für die langjährige Unterstützung. Auch dieser Neubau wäre nicht möglich gewesen, hätte die Stadt Erding das Grundstück nicht als günstiges Erbbaurecht vergeben, betonte Helmprecht.

Oberbürgermeister Max Gotz kann sich über vier weitere Wohnungen für unterstützungsberechtigte Wohnungssuchende freuen, für welche die Stadt das Belegrecht hat.
Der OB begrüßt die geplanten Bauaktivitäten der Baugenossenschaft Erding im Bestand, oder auf neuen Flächen, zum Beispiel auf dem Gelände vom Alten Fliegerhorst Erding.

14.01.2022, ED-live: Neue Wohnungen für Erdinger Baugenossenschaftsmitglieder (465 KB, PDF)

19.11.2021, Erdinger Anzeiger: Das soziale Gewissen Erdings

20.10.2021, Erdinger Anzeiger: Wohnungen, die man sich noch leisten kann

19.09.2021, Süddeutsche Zeitung: Bauen unter Kostendruck

Baugenossenschaft Erding

Bauen unter Kostendruck

19. September 2021, 21:54 Uhr | Lesezeit: 2 min

Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Peter Helmprecht will "genau ausloten, was wir machen können" und Projekte bei der Fliegerhorst-Konversion prüfen

Von Tom Burggraf, Erding

Die Baugenossenschaft Erding sortiert sich neu. Die Mitgliederversammlung hat Peter Helmprecht zum neuen Vorsitzendes des Aufsichtsrats gewählt. Er löst Eva Kolenda nach 25 Jahren im Amt ab. Unter strengen Coronamaßnahmen fand die Mitgliederversammlung Anfang September mit 55 der 800 Mitglieder in der Stadthalle statt. Neu im Aufsichtsrat sind zudem der Grünen-Stadtrat Ger­hard Ippisch und Lolita Liening vom Stadtplanungsamt. Thomas Kronseder, Walter Schachtner und Gertrud Scheffelmann wurden wiedergewählt. Zudem wurde eine Satzungsänderung be­schlossen, die der alte Aufsichtsrat vorgeschlagen hatte: Aufsichtsratsmitglieder dürfen zum Zeit­punkt ihrer Wahl nicht mehr älter als 70 Jahre alt sein.

In der jüngeren Vergangenheit waren Dissonanzen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand über die Bauvorhaben der Baugenossenschaft nach außen gedrungen, die von personellen Veränderungen begleitet wurden. 2018 ging Vorstand Sonja Kienle, nach ihr gaben Holger Bleh und Matthias Lind­mayer ihre Ämter auf. 2020 übernahmen Paul Reill und Karsten Vieth die Vorstandspositionen.

Nach einer schwierigen Phase für die Baugenossenschaft ist Helmprechts Blick nun "auf die Zu­kunft gerichtet", wie er bei einem Pressegespräch sagte. Er wolle vor allem weiter für bezahlbaren Wohnraum sorgen - das Hauptziel der Baugenossenschaft. Seine persönliche Beziehung zur Bauge­nossenschaft sei "historisch und beruflich bedingt". Schon sein Vater war Mitglied der Baugenos­senschaft und er selbst ist in einer Wohnung der Genossenschaft aufgewachsen. Zuletzt war 62- jährige überwiegend als beratender Ingenieur tätig.

Die Baugenossenschaft Erding wird in wenigen Monaten 100 Jahre alt. Sie besitzt etwa 400 Wohnungen, von denen sieben Prozent Sozialwohnungen sind. Zusätzlich verwaltet die Baugenossen­schaft circa 800 weitere Wohnungen. Die steigenden Baukosten treffen auch die Baugenossen­schaft. Als Abhilfe sind fünf eigene Handwerker angestellt worden. Dadurch sei die Baugenossen­schaft gewappnet bei weiteren Preisanstiegen, sagte Vorstand Vieth. Die Handwerker sollen auch gewährleisten, dass alle Wohnungen instandgehalten werden. Das ist aktuell eines der wichtigsten Ziele der Baugenossenschaft.

Außerdem berechne man aktuell, ob die Baugenossenschaft neben den Instandhaltungen noch Geld für neue Projekte hat. "Wir wollen genau ausloten, was wir machen können", sagte Helm­precht. Auch mit Blick auf die Konversion des Fliegerhorsts will er die Baugenossenschaft gut auf­stellen und mögliche Projekte prüfen. Das aktuellste Bauvorhaben ist eine Anlage mit 16 Wohnun­gen im Baugebiet am Thermengarten, die bis Jahresende fertiggestellt wird. Der Zeit- und Kosten­plan konnte trotz gestiegener Baukosten und Pandemie eingehalten werden, betonte Vieth. Die Ge­samtkosten des Projekts betragen sechs Millionen Euro.

In Zukunft will die Genossenschaft transparenter machen, nach welchen Kriterien die Wohnungen vergeben werden. Raumverdichtung und energetische Sanierungen sind weitere Themen. Park­plätze sollen mit E-Ladestationen ausgestattet werden. Vor dem Büro der Baugenossenschaft in der Prielmayerstraße stehen bereits die ersten Ladesäulen für sechs Parkplätze. Die Leerstandsquote ist 2020 im Vergleich zu anderen Jahren zurückgegangen. Zudem gab es nur 14 Mieterwechsel. Off­enbar haben nur wenige in der Pandemie einen Umzug gewagt. Die Kaltmiete der Genossen­schaftswohnungen betrug im Durchschnitt 7,24 Euro. Die Mieten niedrig zu halten, sei angesichts steigender Kosten eine echte Herausforderung, sagte Helmprecht.

19.09.2021, Süddeutsche Zeitung: Bauen unter Kostendruck

16.09.2021, Merkur: Neustart nach vier Krisenjahren

Baugenossenschaft Erding

Neustart nach 4 Krisenjahren

16. September 2021, 06:00 Uhr

Sand ins BG-Getriebe geriet 2017, als sich die damalige Aufsichtsratsvorsitzende Eva Kolenda mit einer Vorständlerin wegen der Ausrichtung der BG überwarf. 2018 ging Letztere.

Von Hans Moritz Erding

Ihr Kollege Matthias Lindmayer geriet derart unter Druck, dass er 2020 gesundheitlich angeschlagen das Handtuch warf. Nachfolger Holger Bleh blieb weniger als ein Jahr, ehe er 2020 aus familiären Gründen wieder abtrat. Nun führen die Vorstände Paul Reill (56) und Karsten Vieth (59) die Geschäfte.

Und das seit der Mitgliederversammlung unter einem neuen Aufsichtsrat. Kolenda (76) dankte nach 25 Jahren ab, für sie wurde das langjährige BG-Mitglied Peter Helmprecht (62) gewählt. Neu im Gremium sind der Grünen-Stadtrat Gerhard Ippisch (58) und Lolita Liening (63). Nicht mehr angetreten waren Christian Cosimo und Steffi Seifert. Im Amt bleiben Gertrud Scheffelmann als stellvertretende Vorsitzende, Thomas Kronseder und Walter Schachtner.

Die Versammlung beschloss, dass Aufsichtsräte nicht älter als 70 Jahre sein dürfen. Bemerkenswert ist, dass mit Liening und Kronseder zwei Beschäftigte des Stadtbauamtes sowie mit Ippisch ein Stadtratsmitglied im Aufsichtsrat sitzen. Im Pressegespräch stellen Vieth, Helmprecht und Ippisch klar, dass es nicht darum gegangen sei, dass sich die Stadt möglichst großen Einfluss in der BG sichern wollte. Helmprecht erklärt, man arbeite eng zusammen und sei bei der Schaffung günstigen Wohnraums aufeinander angewiesen.

Personalquerelen, betonen Helmprecht und Vieth, solle es keine mehr geben, dafür mehr Transparenz. Sie sprechen von einer „Zäsur und Neuausrichtung“. Zu Kolendas Doppelrolle als BG-Chefaufseherin und Vorsitzende des Erdinger Mietervereins will sich niemand äußern. Dass es (juristische) Konflikte gegeben habe, dementieren sie allerdings nicht.

Ein großes Projekt steht vor seiner Vollendung: Die 16 neuen Apartments, zum Teil Sozialwohnungen, im Thermengarten-Süd werden laut Vieth noch heuer bezogen. Sechs Millionen Euro hat die BG investiert – „und wir sind im Zeit- und Kostenrahmen geblieben.“

Insgesamt verfügt die BG über 400 Wohnungen und ebenso viele Parkplätze. Bei sieben Prozent handelt es sich um Sozialwohnungen. Die BG zählt über 800 Mitglieder. Der Leerstand ist laut Vorstand denkbar gering – nur 0,8 Prozent. Voriges Jahr hat es gerade einmal 14 Mieterwechsel gegeben, was Vieth auf Corona und Lockdowns zurückführt. Die Durchschnittsmiete beträgt 7,24 Euro kalt, die Instandhaltungskosten liegen pro Quadratmeter bei 19,30 Euro.

Zur Neuausrichtung gehört auch, sich weiter aus der Fremdverwaltung von Objekten Dritter zurückzuziehen. 800 Wohnungen sind es noch. Vieth erklärt: „Wir werden nur noch die Bestände verwalten, die wirtschaftlich sind.“ Wie viele noch abgegeben werden, „wird sich in den nächsten Jahren entscheiden“. Teilweise gebe es lange Laufzeiten.

Die Preissteigerungen – Baumaterialien sind in zwölf Monaten im Schnitt um 20 Prozent teurer geworden – treffen auch die BG. Deshalb hat der Vorstand nach den Worten Vieths einen Regiebetrieb mit aktuell fünf eigenen Handwerkern – zehn Angestellte zählt die BG insgesamt – aufgebaut. „Schäden müssen schnell repariert werden, und so können wir uns von der Preisentwicklung ein wenig entkoppeln“, sagt Helmprecht. Auch sollen Parkplätze mit E-Ladesäulen bestückt werden.

Verstärkt will die BG fortan ihrem Kerngeschäft nachgehen – Bereitstellung von Wohnraum, Instandhaltung und energetische Sanierung. Ippisch erklärt, „dass uns vorschwebt, uns im Fliegerhorst zu engagieren“. Helmprecht fügt an, „dass es darüber hinaus erhebliches Potenzial für Wohnraumverdichtung gibt“. Und Vieth stellt klar: „Der Kauf teurer Baugrundstücke kann nicht unser Geschäft sein.“ Stattdessen verfolge man Erbpachtmodelle.

Alles vermietet: Die neue Spitze der Baugenossenschaft steht (v.r.): Vorstand Karsten Vieth, Aufsichtsratschef Peter Helmprecht und Gerhard Ippisch im Holzgarten, Keimzelle der 1922 gegründeten BG. © Hans Moritz

16.09.2021, Merkur: Neustart nach 4 Krisenjahren (1,1 MB, PDF)

26.06.2021, Erdinger Anzeiger: Der Ureinwohner von St. Paul

13.11.2020, Süddeutsche Zeitung: Wie geplant

10.11.2020, Süddeutsche Zeitung: Baugenossenschaft im Umbruch

21.08.2020, Erdinger Anzeiger: Baugenossenschaft gibt Fremdverwaltung ab

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