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Einhundert Jahre Tradition

—Fünf Generationen genossen­schaftlichen Bauens —
Eine Chronik der Baugenossenschaft Erding

1922

41 engagierte Erdinger Bürger gründen am 22. März 1922 die gemeinnützige Baugenossenschaft Erding eG.

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Ihr Ziel ist es, die „große Wohnungsnot in Erding inmitten der großen verheerenden Inflation“ zu lindern. Damals lebten die Menschen auf engstem Raum. Eine Wohnung galt als überbelegt, wenn sie mit mehr als fünf Personen pro beheizbarem Raum bewohnt ist. Das wäre so, als würden in einer heutigen Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche mehr als 15 Personen wohnen.

Im Bild: Die Ankündigung der Gründungsversammlung.

1923

41 engagierte Erdinger Bürger gründen am 22. März 1922 die gemeinnützige Baugenossenschaft Erding eG.

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Die historische Aufnahme aus den 1920er Jahren zeigt das architektonisch interessante Ensemble, das mit seinen großen gemeinschaftlich nutzbaren Freiflächen typisch für den damaligen genossenschaftlichen Wohnungsbau ist. 1923 kostete die erste Monatsmiete übrigens 200 Millionen Reichsmark – es war die Zeit der Hyperinflation.

Foto: Museum Erding

1925

Der erste Verwaltungsrat der Baugenossenschaft stellt sich mit ernstem Blick und gemessener Haltung dem Fotografen.

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Es waren von links nach rechts sitzend: Steuerinspektor Gebhard, Direktor Höcherl, Stadtbaumeister Schmid, Medizinalrat Dr. Rau und Stadtsekretär Hoh; stehend präsentieren sich: Zimmermeister Kraus, AOK-Angestellter Greckl, kaufmännischer Leiter Götz, Reichsbahnbeamter Binder und Installateur Josef Käser.

1927

Im Kellergewölbe des Alten Holzgartens baut die Baugenossenschaft ein öffentliches Volksbad.

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Dort konnten alle Erdinger — nicht nur die Mitglieder — für kleines Geld duschen und baden. Denn eigene Bäder hatten die Wohnungen damals noch nicht. Weit über hundert Leute kamen damals an den beiden Badetagen – freitags und samstags – in die Siedlung. Ein Schild in der Durchfahrt, die einst ein Torbogen zierte, wies den Badegästen den Weg.

Foto: Museum Erding

Richtfest in der Prielmayerstraße mit dem Verwaltungsrat.

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V.l.nr.: Installateur Käser, AOK-Angestellter Greckl, Steuerinspektor Gebhard, Reichsbahnbeamter Binder. Rechts vor Binder stehend Direktor Höcherl, Stadtsekretär Hoh und Zimmermeister Kraus. Hinter Höcherl stehend und die Person ganz rechts stehend: unbekannt.

1929

Kurz vor Beginn der großen Weltwirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts wird das zweite Bauprojekt der Baugenossenschaft — acht Häuser in der Prielmayerstraße — fertiggestellt.

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Auf der Rückseite der Gebäude befinden sich große Gärten für die Mitglieder und Mieter. Denn in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren gerade Klein- und Mittelverdiener auf die Obst- und Gemüseernte aus dem eigenen Garten angewiesen.

1933

Die Machtübernahme Hitlers am 30. Januar etabliert eine Diktatur nach nationalsozialistischem Führerprinzip.

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Berlin ist zwar weit weg, dennoch geht auch in Erding alles sehr schnell. Bereits im März wird der demokratisch gewählte Bürgermeister durch den örtlichen NSDAP-Kreisleiter ersetzt. Wenig später wird auch die Baugenossenschaft Erding in das nationalsozialistische Regime eingereiht und „gleichgeschaltet“.

1935

Im Zuge der Kriegsvorbereitungen der Nazis wird 1935 in Erding der Fliegerhorst errichtet.

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Damit wächst die Bevölkerung Erdings bis 1939 stark auf über 10.000 Einwohner. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs arbeiten im Fliegerhorst Hunderte Frauen, Männer und Kinder aus dem Eichenkofener Zwangsarbeiterlager, die aus ihren Heimatorten verschleppt wurden. Erdinger Juden werden in den Konzentrationslagern getötet, ebenso Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter.

1936/37

Im „Dritten Reich“ sollen die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen die völkische Heimatidee unterstützen.

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Die Siedler müssen „rassisch wertvoll“ und politisch zuverlässig sein. So baut die Genossenschaft auf Anfrage der Flughafenleitung eine Siedlung mit 61 Einfamilien- und 20 Doppelhäusern für die Flughafenmitarbeiter an der Weißgerberbreite, dem heutigen Komponistenviertel.

Foto: Museum Erding

1937

Die Baugenossenschaft baut die Schöberlhalle, vermutlich eine ehemalige Seilerei, in der heutigen Görresstraße mit 20 „Volkswohnungen“ aus.

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Etagenwohnungen sind dabei nur zur Linderung der größten Not gedacht. Denn im Fokus der Nationalsozialisten steht die Ansiedlung von Arbeiterfamilien in Eigenheimen auf dem Land.

1940

Von 1937 bis 1940 werden Wohngebäude in der Johann-Sebastian-Bach-, in der Lethnerstraße (Bild), in der Manzingerstraße sowie in der Feldstraße errichtet.

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Danach kommt der Wohnungsbau kriegsbedingt komplett zum Erliegen. Die Kriegswirtschaft der Nazis fordert ihren Tribut.

1945

Am 18. April 1945 werfen amerikanische Streitkräfte 50 Sprengbomben auf Erding ab. 144 Menschen finden den Tod.

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Am Alten Holzgarten und der Prielmayerstraße entstehen zum Glück nur geringe Schäden. Am 1. Mai 1945 wird die Stadt Erding kampflos an die US-amerikanischen Truppen übergeben. Der Krieg ist endlich vorbei. Die Amerikaner nutzen den Alten Holzgarten bis in die 1950er Jahre.

Foto: Museum Erding

1948

Währungsreform: Die alte Reichsmark wird abgeschafft und durch die D-Mark ersetzt. Plötzlich ist das Geld wieder etwas wert und die Läden haben wieder Ware.

1951

Nach dem zweiten Weltkrieg herrscht in Erding eine riesige Wohnungsnot.

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Nicht nur Erdinger hatten Probleme Wohnraum zu erhalten; es müssen auch zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht werden. Aber die Planungen für die Neubautätigkeit beginnen wieder.

Bild: Bauplan eines Achtfamilienhauses am Haydnplatz.

1951-56

Die Häuser in der Manzinger Straße (Bild) gehören zum Bauwunder der Erdinger-Baugenossenschaft.

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Innerhalb von fünf Jahren baut sie unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen 76 Wohnungen in Erding. Ein gutes Beispiel, wie man großem Wohnungsmangel begegnen kann, wenn Stadt, Landkreis und Baugenossenschaft an einem Strang ziehen.

1956

Die Bundesregierung beginnt, den sozialen Wohnungsbau zurückzufahren. Sie hält den Wohnungsmangel für ein vorübergehendes Problem — ein Irrtum, wie wir heute wissen.

1961

Aufbruch in die 1960er Jahre: Die Gebäude in der Tuchschererstraße 6 - 10 und St. Paul 1/1a werden in einer modernen, an den Bauhausstil angelehnte Architektur gebaut.

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Typisch genossenschaftlich: Die ersten Bewohner der Häuser packen bei der Gartenanlage selbst mit an und pflanzen die ersten Bäume und Büsche in Eigenarbeit.

1964

Ende der reinen Männerwirtschaft bei der Baugenossenschaft: Mit „Fräulein“ Jackob wird die erste Frau in den Aufsichtsrat gewählt.

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Es sollte allerdings 30 Jahre dauern, bis mit Eva Kolenda die zweite Frau in das Gremium einrückte. Sie bestimmte dann aber für 27 Jahre die Geschicke der Baugenossenschaft wesentlich mit.

1966

Das Wirtschaftswunder und der Optimismus der 60er Jahre spiegeln sich in den damals farbigen Fassaden des Alten Holzgartens.

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Zu dieser Zeit steigt erstmals die Nachfrage nach Eigentumswohnungen. Mietwohnungen verlieren dagegen für breite Schichten an Attraktivität, obwohl man gerade in einer Genossenschaftswohnung günstig lebt. 1968 kostet die Miete 2,60 DM pro Quadratmeter.

1971

In der Theodor-Ortner-Straße entstehen 48 Wohnungen.

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Das später aufgestockte Gebäude besaß ursprünglich ein Flachdach. Der damals sehr moderne Bau galt als „wohl schönste Wohnstätte“ der Baugenossenschaft. Dennoch herrscht weiterhin gravierender Wohnungsmangel: Zum Richtfest im Jahr 1970 titeln die Erdinger Neuesten Nachrichten lapidar: „24 neue Sozialwohnungen –- ein Tropfen auf heißen Stein.“

1972

Der Betrieb des hauseigenen Volksbades im Alten Holzgarten wird defizitär.

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Die meisten Wohnungen in Erding haben mittlerweile ein eigenes Bad, auch wenn in Bayern 1970 immer noch 400.000 Wohnungen ohne „Nasszelle“ ausgestattet sind. Das Volksbad wird stillgelegt und nachträglich Bäder in die Wohnungen des Alten Holzgartens eingebaut. Der Einbau eines Bades kostete damals 8.391,03 DM und zieht für die Bewohner eine Zusatzmiete von 46,25 DM nach sich.

1978

In den 1970er Jahren gehört der Soziale Wohnungsbau nicht mehr zu den wichtigen sozialpolitischen Themen.

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Hingegen wächst die individuelle Mobilität seit den 1960er Jahren stark. Auch die Mitglieder der Baugenossenschaft wollen ihren VW Käfer oder ihren Opel Kadett unterstellen. Diesem Trend folgt die Erdinger Baugenossenschaft. Sie baut von 1972 bis 1978 an sechs Standorten Garagen, aber eben keine neuen Wohnungen.

1986

Die Bundesregierung läutet das endgültige Ende des geförderten Sozialen Wohnungsbaus ein. Das Bauen wird für die Baugenossenschaft schwieriger.

Bis 1986 entstehen 36 neue Wohnungen an der Görresstraße.

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Dazu wird Anfang der 1980er Jahre die Schöberlsiedlung abgerissen. „Die baufälligen Häuschen wurden in einer Nacht- und Nebelaktion erst dann hastig abgerissen, als sich bis nach Erding die schreckliche Kunde durchgekämpft hatte, dass in Berlin und anderswo leerstehender Wohnraum einfach besetzt wurde“, notieren die Erdinger Neuesten Nachrichten etwas ironisch.

1990

Zum 1. Januar 1990 schafft der Staat die gesetzliche Wohnungsgemeinnützigkeit ab.

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Die Baugenossenschaft Erding, wie alle ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen, werden voll steuerpflichtig. Die soziale Aufgabenstellung der Baugenossenschaft Erding bleibt. Sie muss sich den neuen Rahmenbedingungen stellen. Problematisch dabei: Es fehlen in Erding bezahlbare Grundstücke.

Aufgrund eines Brandes im damaligen Fotostudio Kaser wird das Gebäude am Holzgarten 3 im Jahr 1990 komplett zerstört.

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Der Bau aus den 1920er Jahren (Bild aus den 1970er Jahren) verfügte nur über ein Stockwerk, dafür aber auch über ein hübsches Türmchen.

1992

Der neue Flughafen Franz Josef Strauß wird eröffnet und löst verstärkten Zuzug von Arbeitnehmern nach Erding aus. Die Stadt Erding wächst auf über 30.000 Einwohner. Die Folge ist erneut großer Wohnungsmangel.

1994

Neubau am Holzgarten 3. Das neue Gebäude fügt sich in den Komplex des Alten Holzgartens harmonisch ein.

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Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes befindet sich die Geschäftsstelle der Baugenossenschaft Erding bis heute. In den Stockwerken darüber finden sich jetzt acht helle Familienwohnungen. Im Ergebnis mehr Wohnfläche auf dem gleichen Grund.

2002

46 Wohnungen neue Wohnungen entstehen am Seidlpark.

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Die Wohnungen gehen weg wie warme Semmeln. Denn auch die Neubauten können die enorme Nachfrage nicht befriedigen. Vor allem nach Zwei- und Dreizimmer-Wohnungen besteht großer Bedarf: Die Warteliste mit Wohnungssuchenden bei der Baugenossenschaft Erding wird lang und länger.

2010

Die Flughafenregion beginnt zu boomen.

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Bald gehört Erding zu den am stärksten wachsenden bayerischen Gemeinden. Die Bau- und Grundstückspreise ziehen weiter an.

Fotograf: Bernd Ducke

2013

Die Architektur des neuen Wohngebäudes in der Beethovenstraße knüpft an die Ursprünge genossenschaftlichen Bauens an.

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Ähnlich, wie der Alte Holzgarten verfügt der Carré-Bau mit dem begrünten Innenhof, dem Spielplatz und den offenen Laubengängen über viele gemeinschaftlich genutzte Flächen. Denn in den Häusern der Baugenossenschaft Erding lebt man nicht nebeneinander, sondern miteinander.

2021

Die Baugenossenschaft Erding richtet sich auf die Zukunft aus.

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Beispiel: Elektrifizierung des Verkehrs. An vielen Gebäuden der Genossenschaft können die Mitglieder ihre Elektrofahrzeuge laden, so wie hier an der Geschäftsstelle in der Prielmayerstraße 7.

2022

Im 100sten Jubiläumsjahr wird der neueste Bau der Erdinger Baugenossenschaft am Thermengarten fertiggestellt.

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Er besticht durch seine klare, moderne Architektur. Trotz modernster Ausstattung sind die Mieten der 16 Wohnungen — wie alle Wohnungen der Baugenossenschaft — auch für Mitglieder mit kleinem und mittlerem Einkommen bezahlbar. Genauso, wie die Gründerväter der Baugenossenschaft es sich im Jahr 1922 gewünscht haben.

Heute

1922 gegründet, versorgt die Baugenossenschaft Erding seit 100 Jahren ihre Mitglieder mit gutem und gleichzeitig bezahlbarem Wohnraum.

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Mit fast 400 Wohn- und Gewerbeeinheiten ist sie das Zuhause für mehr als 800 Erdinger. Die Aufgabe, für mehr sicheren und sozialgerechten Wohnraum zu sorgen, bleibt. Größte Herausforderung: die weiter steigenden Grundstücks- und Baupreise.

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